Home Fotoreisen Fototraining Fotografie Shop Über mich Freie Arbeiten Blog Partner Impressum
Blog 003
Blog vom 12. März 2018 TerraPixx Fotoreisen auf Segelyachten – eine tolle Idee, aber nichts für mich. Ich werde schon beim Betreten der Kaimauer grün im Gesicht! Könnte dieser Satz von dir sein? So oder ähnlich habe ich das jedenfalls schon oft gehört. Die Angst vor der Seekrankheit scheint tatsächlich der Hauptgrund zu sein, dass ich nicht alle zwei Wochen mit einem Schiff voller Freizeitfotografen in See steche. Ist die Zurückhaltung begründet? Ich finde, das ist unbedingt ein Thema für den TerraPixx-Blog. Zunächst mal etwas ganz Wichtiges: die Seekrankheit kann jeden erwischen. Auch wer 5 mal hintereinander die „Black Mamba“ im Phantasialand fährt und dabei die Currywurst mit Fritten problemlos drin behält, kann seekrank werden. Die Seekrankheit befällt sogar ab und an erfahrene und sturmerprobte Seefahrer. Andererseits bin ich schon mit Menschen bei Windstärke 7 und 5 Metern Welle auf einer 10 Meter langen Segelyacht gefahren, die sonst vor Flugangst nur so schlottern oder am Kinderkarussell allein vom Zugucken bewusstlos werden … naja, letzteres ist jetzt vielleicht etwas übertrieben. Aber Menschen, die sich als besonders empfindlich einschätzen, weil sie vielleicht Höhenangst haben, lange Autofahrten nicht gut vertragen oder irgendwann mal auf einer Fähre ein „mulmiges Gefühl im Magen“ hatten, werden nicht zwingend schneller seekrank, als alte Seebären. Dazu muss man wissen, was die Seekrankheit überhaupt ist, was sie auslöst … und natürlich auch, was man tun kann, um sie zu vermeiden. Die Übelkeit bei einer Seekrankheit ist zunächst einmal etwas völlig anderes, als ein Brechreiz auf einem der irren Fahrgeschäfte einer Kirmes. Sie ist tatsächlich eine „Krankheit“, die nicht einfach nur durch eine im Magen schwappende Mahlzeit verursacht wird. Nein, sie entsteht im Gehirn. Ohne jetzt allzu wissenschaftlich zu werden – was mich dann auch überfordern würde – ganz schnell eine grobe Erklärung: bei der Seekrankheit wird vom Gehirn eine Überdosis Histamin ausgeschüttet. Die körpereigene Produktion von Gegenmitteln (z.B. Diaminoxidare aus dem Darm) reicht nicht mehr aus. Das Hirn verschlingt dabei außerdem alles an Vitamin C und B6, was es kriegen kann. Der Körper dreht durch, leert den Magen auf nicht serienmäßig vorgesehenem Weg, reagiert mit Müdigkeit, Schwäche, … und geht in schweren Fällen mächtig auf die Psyche: Selbstmordgedanken, völlige Verzweiflung und totale Selbstaufgabe. Da ist dann jemandem nicht nur schlecht, da ist er richtig krank. Eigentlich handelt es sich um eine Histamin-Allergie. Ein Heuschnupfen, der sich gewaschen hat. Aber warum reagiert das Gehirn überhaupt mit dieser Histamin-Attacke? Die Ursache ist ein sogenannter optokinetischer Reiz. Dabei führen die unterschiedlichen Meldungen von Auge, Druckrezeptoren im Körper und Gleichgewichtsorgan im Innenohr nicht mehr zu gleichlautenden Ergebnissen. Das Hirn ist verwirrt, weiß nicht mehr, wie wir uns eigentlich gerade im Raum bewegen. Das Auge sieht, dass du unbeweglich in z.B. einer Schiffkabine sitzt. Nichts um dich herum bewegt sich. Die Wände sind ja fest. Dein Gleichgewichtssinn und die unterschiedlichen Druckbe- und - entlastungen durch das Auf und Ab sagen aber etwas ganz anderes. Bis hierher klingt das nicht gerade wie eine Werbebroschüre für TerraPixx Fotoreisen auf Segelyachten, oder? Dann wird es Zeit, dass ich gegensteuere. Es gibt Gegenmittel – einerseits Strategien und andererseits Medikamente. Die Strategien sollten uns zunächst mal deutlich sympathischer sein, aber es tut dennoch gut zu wissen, dass der Apotheker deines Vertrauens dir hochwirksame Pillen auf eine Seereise mitgeben kann. Handeln wir das Thema Medikamente schnell ab. Einmal gegoogelt und du bekommst etliche Empfehlungen. Das reicht von Vitaminpräparaten, über Pflaster (die man sich hinter das Ohr klebt und aus denen über die Haut ein Wirkstoff langsam in den Körper transportiert wird) bis zu Pillen und Zäpfchen. Außerdem gibt es Akupressurbänder und Kaugummis. Ich selbst habe überhaupt noch nie etwas genommen und kann deshalb nicht mit Sicherheit sagen, welches Produkt das Wirksamste ist. Ich bin aber bereits mit einigen Personen unterwegs gewesen, die Plaster und Kaugummis erfolgreich verwendet haben. Allerdings weiß ich natürlich nicht, ob sie nicht auch ohne diese Anwendungen frei von Seekrankheit geblieben wären. Immerhin hat es ihnen ein sicheres Gefühl verschafft. Was hat man nicht schon alles über den Placeboeffekt gehört … Kommen wir jetzt zu Strategien, die uns schon vorbeugend helfen, aber auch noch dann, wenn die Seekrankheit im Anzug ist oder uns bereits mit voller Breitseite erwischt hat. Nochmal das Beispiel mit der visuell „unbewegten“ Schiffkabine und dem Gleichgewichtssinn, der eindeutig widerspricht und sagt: „Auge, du spinnst! Hier ist alles in heftiger Bewegung!”. Die hilfreiche Strategie liegt dabei auf der Hand und ist ganz einfach: sorge dafür, dass du die Bewegung, die du spürst, auch siehst. Gehe an Deck, schaue auf den Horizont. Reite die Wellen nicht nur mit dem Popo ab, sondern auch mit den Augen. Kleinhirn an Histamindrüsen: Ausstoß stoppen! Ich denke, dieser Tipp ist der wirksamste von allen. Jetzt wird auch verständlich, warum die Seekrankheit auf kleinen Schiffen (also auch Segelyachten) eher seltener ausbricht, als auf großen. Auf dem kleinen Schiff bist du in der Regel im Cockpit und hast dauernden Sichtkontakt zu deiner Umwelt. Im Bauch einer großen Autofähre dagegen, weiß dein Auge nicht, woher das Geschaukel überhaupt kommt. Ich selbst habe ein einziges Mal einen kleinen Hauch von Seekrankheit gespürt. Bei sehr starkem Wellengang bin ich unter Deck geklettert und habe in meiner Kabine an der Kamera das Objektiv getauscht. Ich war klatschnass und zog mir im Salon vor Betreten der Schlafkabine mein Ölzeug und die Rettungsweste aus und dann wieder an - deshalb dauerte das Ganze bei schwankendem Schiff und 45° Schräglage bestimmt 15 Minuten. Danach dachte ich: Oh, jetzt aber schnell wieder hoch. Oben an Deck war der Anflug von Unwohlsein aber sofort verflogen. Vorbeugend kann man empfehlen, die Seereise möglichst ausgeruht anzutreten. Ein müder Körper ist für alles anfälliger. Wenn es einen erwischt hat, ist Schlaf ein bewährtes Gegenmittel. Aber auch Ablenkung, also eine Tätigkeit ausüben, hilft. Man sagt, der Steuermann wird niemals seekrank. Das ist wohl so, denn er hat den engsten Kontakt zu den Elementen und das Hirn ist sich stets im Klaren, was da an Bewegung abgeht. Das Steuern einer Segelyacht bei starkem Wind macht übrigens  so viel Laune, dass man auf die Idee kommen könnte, die Seekrankheit zu simulieren. Dann komt man vieleicht wieder an das große aufregende Steuerrad, obwohl eigentlich die anderen Crewmitglieder auch mal dran wären. Histamin ist also das Stöffchen, das uns in einer Überdosis zur Seekrankheit treibt – und Histamin ist auch in einigen Lebensmitteln – leider in den Leckersten … Aber man kann durch Vermeiden von viel Wurst, verarbeiteten Fleisch- und Fischprodukten, Fertiggerichten, Tomaten, Erdbeeren, Zitrusfrüchten, leider auch Schokolade und Alkohol, in einem gewissen Maß vorbeugen. Allerdings habe ich es so weit bisher nie getrieben. Das traditionelle Anleger-Bierchen ist ein Muss. Apropos Zitrusfrüchte – Vitamin C Zufuhr hilft, aber eben nur in Drops oder Lutschtabletten. Nur über die Mundschleimhaut kommt das Vitamin ins Gehirn, wo es die Histaminausschüttung regulieren kann. Nicht ausdrücklich unter „Strategien“ zählt, hilft aber trotzdem: alt werden. Ab etwa 50 hat man durch den Alterungsprozess angeblich einiges vom Sinn für Beschleunigung und Schwerkraft eingebüßt, so dass Seekrankheit ab diesem Alter deutlich weniger häufig auftritt – sagt die Forschung. Die Forschung sagt noch mehr: 10 bis 15% der Menschen sind überhaupt nicht anfällig für Seekrankheit. Das sind leider nur wenige. Aber tröstlich ist, dass auch lediglich 5 bis 10% der Bevölkerung eine überdurchschnittliche Anfälligkeit für Reise- und Seekrankheit haben. Die Chance, auf See um das unfreiwillige Füttern der Fische herumzukommen, ist statistisch gesehen also groß. Bei aller Statistik sollte man sich auch noch Folgendes vor Augen halten: schlimmer Seegang herrscht beileibe nicht immer. Wie oft sind wir schon bei Flaute dahingedümpelt und hätten uns etwas mehr Wind und Welle gewünscht. Und bei TerraPixx kommen Segelyachten zum Einsatz, die meist zwischen 34 und 50 Fuß Länge liegen – also grob 10 bis 15 Meter. Da ist sich das Hirn eigentlich immer mit all seinen Sinnen im Klaren, was es zu spüren und zu sehen hat. Für große Verwirrtheit sind diese Dampfer einfach zu klein. Also, wie sagt ein großer Fotokollege und Youtuber immer so schön: Nicht glauben! Ausprobieren! TerraPixx organisiert für Gruppen ab 4 Personen und mit einem Vorlauf von ein paar Monaten auf der Ostsee, der Nordsee, dem Mittelmeer und rund um die Kanaren Segelreisen für Freizeitfotografen (und ggfs. für jeden nicht-fotografierenden Begleiter ... aber wenigstens mit dem Smartphone fotografiert doch jeder ....). In der Vergangenheit lagen die Preise - je nach Segelrevier, dem Boot, dem Vercharterer und der Jahreszeit - meist zwischen 800 und 1200 Euro pro Person und Woche. Ich buche dabei Boote mit einem professionellen Skipper, denn ich kann mich ansonsten nicht als euer Reiseleiter ausreichend kümmern. Ich selbst bin aber für die maritimen Handgriffe als zweite “Fachkraft” an Bord. Wer Spaß an der Segelei bekommt, wird auch darüber einiges lernen ... und an das große Steuerrad muss sowieso jeder immer wieder ran. Ihr werdet es lieben!